5. Fachtag der Landesinstitute

Thema „Begabungs- und leistungsfördernde Schulentwicklung“

Was bedeutet begabungs- und leistungsfördernde Schulentwicklung? Und wie können Schulen in ihren begabungs- und leistungsfördernden Entwicklungsprozessen optimal unterstützt werden? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des 5. Fachtags von „Leistung macht Schule“. Rund 50 Vertreterinnen und Vertreter aus Forschung, Bildungsadministration und -politik sowie aus den Landesinstituten und Qualitätseinrichtungen der Länder präsentierten und diskutierten Ansätze zur Unterstützung von Schulentwicklungsprozessen – und zwar sowohl für Schulen, die sich ganz neu mit dem Thema Begabungs- und Leistungsförderung befassen, als auch für bereits weiter fortgeschrittene Schulen. 

Ausgangspunkt und Grundlage bildete der SELF als Selbstreflexionsleitfaden für eine begabungs- und leistungsfördernde Schulgestaltung. Der SELF umfasst sechs Dimensionen, die besonders relevant sind, um die Begabungen und Fähigkeiten aller Kinder und Jugendlichen optimal fördern zu können – auch und besonders die leistungsstarken und potenziell besonders leistungsfähigen Schülerinnen und Schüler. 

Prof. Dr. Christoph Perleth (Universität Rostock) und Prof. Dr. Gabriele Weigand (Pädagogische Hochschule Karlsruhe) präsentierten zu Beginn der Veranstaltung den SELF im gemeinsamen Impulsbeitrag des Forschungsverbunds. Beide leiten die LemaS-Teilprojekte 1 und 2 an ihren jeweiligen Hochschulstandorten und haben gemeinsam mit ihren wissenschaftlichen Mitarbeitenden das SELF-Instrument im Rahmen von LemaS entwickelt. Im Vortrag legten sie den Schwerpunkt auf die beiden Schulentwicklungsdimensionen 1: „Grundlagen & strukturelle Rahmenbedingungen“ und 2 „Pädagogischer Grundkonsens, Ziele, Werte, Haltungen“. In Verbindung damit betonten sie auch die bildungs- und begabungstheoretischen Leitlinien und Ziele von LemaS: Personorientierung – Anerkennungskultur - Partizipation – Gemeinwohlorientierung. 

Zudem hoben sie die verschiedenen Funktionen des SELF hervor:

  • als Selbstreflexionsleitfaden für eine begabungs- und leistungsfördernde Schulgestaltung für LemaS-Teams und Schulen,
  • zur Strukturierung der LemaS-P³rodukte (Konzepte, Strategien, Maßnahmen und Materialien zur begabungs- und leistungsfördernden Schul- und Unterrichtsentwicklung),
  • zur Orientierung für die schulischen Transfer- und Implementationsprozesse zur Begabungs- und Leistungsförderung in der 2. Förderphase der Initiative Leistung macht Schule,
  • als Themenfahrplan zum weiteren Diskussions- und Abstimmungsprozess mit den Landesinstituten und Qualitätseinrichtungen der Länder.

Einen Einblick in länderspezifische Angebote für Schulen zur Unterstützung von Schulentwicklungsprozessen gewährten anschließend Vertreterinnen der Landesinstitute aus Bayern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt in ihren Impulsvorträgen. 

Der Vormittag schloss mit einer gemeinsamen Diskussionsrunde, in der Bezüge zwischen den Beiträgen aus Wissenschaft und Praxis hergestellt und vertiefend erörtert wurden. Einig war man sich darin, dass es für nachhaltige Schulentwicklungsvorhaben notwendig ist, neben der Meso- und Mikroebene der Schule und des Unterrichts auch die Makroebene der Politik und der Ministerien einzubeziehen, um Veränderungen nachhaltig zu gestalten. Hervorgehoben wurde auch die  Bedeutung einer ressourcen- und stärkenorientierten Herangehensweise an Schul- und Unterrichtsentwicklung.

Der Austausch zwischen Forschungsverbund und den Vertreterinnen und Vertreter der Landesinstitute und Qualitätseinrichtungen der Länder wurde am Nachmittag in Kleingruppen weiter geführt. Diskutiert wurde über einen erforderlichen Paradigmenwechsel im Begabungsverständnis: Begabung als dynamisches und entwicklungsbezogenes Lern- und  Leistungspotenzial, verbunden mit einem breiten Leistungsbegriff, der neben den traditionellen schulischen Fächern auch die sozio-emotionale Seite, Kreativität und Innovationsgeist einschließt und sich auf alle Schülerinnen und Schüler in ihrer gesamten Heterogenität und Diversität bezieht. Deren individuelle Förderung, Anerkennung und Partizipation fallen damit in den Aufgabenbereich aller Schulen und sind konstitutive Merkmale einer begabungs- und leistungsfördernden Schulkultur. 

Die zentrale Bedeutung einer begabungs- und leistungsfördernden Schulentwicklung wurde auch für die Ausgestaltung der Transferphase von Leistung macht Schule herausgestellt, in der 1000 neue Schulen hinzukommen werden. In diesem Zusammenhang wurden auch Ansätze und Möglichkeiten einer nachhaltigen Verankerung von LemaS mit Blick auf die Weiterentwicklung der Begabungslandschaft in den einzelnen Bundesländern diskutiert. 

Der nächste Fachtag am wird am 22. November 2022 zur SELF-Dimension 3 „Kommunikation, Kooperation und Netzwerke“ stattfinden.